Sabine Pinisch

#24 Meine Wahrnehmung bestimmt meine Realität

Also schaffen wir uns doch einfach unsere eigene Realität! Warum nicht?

Wer hat den Spruch noch nicht gehört: “Der lebt ja in seiner eigenen Welt….”. Und genau genommen tun wir das alle irgendwie.
Was ist Realität?
Es ist, mal ganz einfach gesagt, alles das was wir sehen, hören, riechen, anfassen können,  usw. Also mal philosophisch ganz einfach gesagt, alles das was wir wahrnehmen.

Und damit hat jeder ein bisschen seine eigene Welt. Es gibt sicher viele Dinge, die nehmen wir alle gemeinsam wahr. Aber jeder nimmt diese

Dinge durch seine eigenen Augen mit eigenen Emotionen, Vorurteilen und Erwartungen wahr.

Nehmen wir einen Sommer. Am Ende des Sommers unterhalten sich viele Menschen darüber, wie er denn so war. Von vielen hört man: Das war wieder ein sehr durchwachsener Sommer. Manche schimpfen über den vielen Regen und baden gehen konnte man sowieso kaum. Andere erzählen ganz andere Geschichten. Sie waren viel baden, sie haben den Sommer genossen. Ich habe erst letztes Jahr viele Diskussionen darüber gehabt. Ich fand den Sommer toll. Mein Cabrio ist fast immer offen gewesen. 😉
So hat jeder seine Wahrnehmung und somit wird etwas ganz Reales, wie unser gemeinsamer Sommer, zu vielen verschiedenen Realitäten.

Wie kommt das? Warum sehen wir das alle anders?
Zum einen haben wir ja schonmal unterschiedliche Erwartungen. Was für den einen schön warm ist, ist für den anderen kalt. Mancher braucht 36 Grad um Sommer zu haben und mancher freut sich über 20 Grad. Der eine verbindet Sommer mit Baden und Strand, und der andere verbindet ihn mit schönen Radtouren oder anderen Aktivitäten. Je nachdem ob dann die Erwartungen eintreffen, wird der Sommer auch bewertet. Mit den Sonnenstunden ist es genauso. Und auch der Gewitterguss ist für den einen schön und für den anderen störend.

Weiter geht es mit den Möglichkeiten und der Umgebung. Es ist ja gut möglich, dass der eine von Montag bis Freitag in einem großen Büro arbeitet und von dem schönen Wetter überhaupt nichts mitbekommt, was die ganze Woche herrscht. Und am Wochenende, wo er die Möglichkeit hat, baden zu gehen oder in seinem Urlaub, regnet es dann. Für den ist der Sommer dann sicher auch ganz anders als für den, der vielleicht im Freien arbeitet oder der andere Zeiten hat.

Und unsere Emotionen spielen bei der Wahrnehmung auch eine sehr große Rolle. Wenn ich Stress habe, schlecht gelaunt bin oder sonst etwas nicht passt, dann kann das Wetter noch so perfekt sein, ich werde es nicht als solches wahrnehmen.

Und alles was ich hier am Beispiel des Wetters sage, können wir auf alle anderen Bereiche unseres Lebens, unserer Umwelt und unserer Realität anwenden.

Weiter geht es mit den Sachen, die ich wahrnehmen möchte. Es gibt Menschen, die können sich über jede Kleinigkeit freuen, sie sind glücklich mit ihrer Umwelt und den Mitmenschen. Diese Menschen betrachten Dinge völlig anders als jemand, der gern das Schlechte sieht.
Der, der auf der Suche nach Bösem ist, wird auch nur das sehen. Und er übersieht dabei sicher viele schöne Dinge.
Das nennt man auch selektive Wahrnehmung. Ich sehe die Dinge, die ich sehen will, die mich beschäftigen.
Ein Beispiel dafür ist, wenn ich ein Auto kaufen möchte, sehe ich oftmals plötzlich ganz viele Autos dieser Marke. Schwangere Frauen denken plötzlich die ganze Welt ist schwanger, weil sie die anderen schwangeren Frauen jetzt wahrnehmen.
So sehen wir das, was wir sehen wollen. Wollen wir also den Sommer schön sehen, dann wird er schön sein. Weil wir dann genau danach suchen und uns daran erfreuen.

Wir werden in unserer Realität aber auch von aussen beeinflusst. Von Nachrichten, Werbung, und unserer Umwelt.
Werbung ist ein sehr schönes Beispiel dafür.  Dadurch, dass es uns mitunter tausendmal “eingetrichtert” wird, nehmen wir diese Dinge auch gern als wahr auf.
Als es die Medien noch nicht gab, waren wir auf unsere Sinne angewiesen. Und das was wir 100 mal erlebt haben, das ist Erfahrung, das ist Realität. Wenn jeden Sommer leckere Beeren gewachsen sind, wenn immer hinter dem Felsen der Säbelzahntiger wohnte, wenn immer nach dem Regen wieder die Sonne schien, dann war das unsere Realität.
So hat ja jeder auch so seine Gewohnheiten und Eselsweisheiten. Diese sind aus Erfahrungen gewachsen und begleiten uns. Sie sind unserer Realität.
Und die Werbung macht sich das zu Nutzen. Wenn ich oft genug sehe, dass ich weisse Zähne brauche, dann werde ich die Tube Zahnpasta beim nächsten Besuch im Supermarkt kaufen. Es wird zur Realität.
Auch Medien und Nachrichten werden für den einem zur Realität für andere nicht. Wer sie oft genug hört, für den gehört das gesagte zu seinem Alltag, zu seiner Realität. Er hat es wahrgenommen.
Wer diese Dinge nicht wahrnimmt, für den gehören sie auch nicht zu seiner Realität.

Und auch da hat jeder wieder seine eigene Realität. So sehen wir die Welt mit völlig anderen Augen. Der Bauer, der seine Felder bestellt und weitestgehend von der Außenwelt abgeschnitten ist, hat sicher ein völlig anderes Bild von unserer gemeinsamen Welt als der Reporter, der tagtäglich nach neuen Storys Ausschau hält, die Quoten bringen.

Und so sind wir auch wieder beim Thema Wahrheit. Jeder hat seine eigene Wahrnehmung, Damit hat jeder seine eigene Realität und das führt zu eigenen Wahrheiten. (siehe Artikel #1)

Trotzdem überschneiden sich die Realitäten. Das sind die Gemeinsamkeiten. Hat man gemeinsame Hobbys oder gemeinsame Aufgaben so überschneiden sich unsere Realitäten ein wenig, selten 100%. Denn dort gibt es ja auch wieder verschiedene Meinungen und Wahrnehmungen.

Also schaffen wir uns doch unsere eigene Realität. Wir sind die Baumeister unserer eigenen Realität. Wir bestimmen, was wir wahrnehmen und wir bestimmen, wie wir es wahrnehmen.

Viel Spaß!
Sabine Pinisch

passende Artikel:

#1 Darf ich lügen? Was ist Wahrheit?

#18 Gedanken zum Thema Schönheit

 

2 Kommentare zu „#24 Meine Wahrnehmung bestimmt meine Realität“

Schreibe einen Kommentar zu Jörg Wehlend Kommentieren abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert