Sabine Pinisch

#3 Systeme in Veränderung oder Was passiert, wenn ein neuer Wolf ins Rudel kommt.

Jeder kennt die Situation. Ich komme in ein neues Team oder ein neuer Mitarbeiter kommt in mein bestehendes Team. Das kann für Verwirrung sorgen, das kann mitunter aufregend werden oder ganz viel Schönes mit sich bringen.
Aber warum ist das so?


Dazu muss man die Systeme (oder das Rudel) erstmal verstehen. Auch wenn wir keine Wölfe sind oder andere schöne Tierarten so haben wir trotzdem eine ganz klare Ordnung in unseren Systemen.
Das bedeutet aber nicht, dass diese Ordnung nur aus Rangfolgen bestehen. Bei einer simplen Rangfolge wäre die Vorstellung im Vergleich einfach. Man könnte alle Teilnehmer in einer Reihe aufstellen. Der stärkste zuerst und dann absteigend die schwächeren Mitglieder. Aber unser System ist viel komplexer. Stellen Sie sich vor. Jeder Mensch hat zu jedem anderen im Team eine Beziehung. Diese Beziehung kann gut oder schlecht sein. Sie kann eng oder weit sein.
Wenn wir uns diese Beziehungen nun als Gummibänder vorstellen, die gut gestrafft kreuz und quer durch den Raum gehen, können wir uns ein ungefähres Bild von dem System machen. Es werden die einen weit weg stehen, ein Grüppchen vielleicht ganz nah beieinander, vielleicht einzelne Gruppen. Und diese stehen ja auch wieder in einem ganz bestimmten Abstand zueinander.
Dieses System richtig darzustellen und zu finden dauert je nach Größe und Kommunikation untereinander unterschiedlich lange. 
Wenn sich darin einer bewegt, geht es schon los.
Was sind Gründe für so eine Veränderung eines Menschen im System:


– Seine Persönlichkeit hat sich geändert (Er bildet sich weiter, …)
– Zwei Personen haben sich gestritten- Es gab eine Teambildungsmaßnahme und man rutscht zusammen

 

Schon hier muss sich das Bild neu ordnen, denn alle anderen im System müssen sich ja auch wieder an die Veränderung anpassen.
Nun können Sie sich sicher vorstellen, was passiert, wenn da ein neues Mitglied plötzlich im System landet. Wir sind keine Wölfe. Dort würde es wahrscheinlich darum gehen, wer ist der stärkste im Rudel. Ordnet sich der neue Wolf unter oder erkämpft er die Anführung des Rudels. Vielleicht findet er sich auch im Mittelfeld wieder. In jedem Fall wird es Aufruhr geben und jeder einzelne wird auch seine Position hinterfragen. Vielleicht ist er ja sogar kräftiger als der neue Wolf und kann sich nun auch an andere heranwagen? Ich mag den Wölfen jetzt nicht unterstellen, dass sie nur eine simple Rangfolge haben, aber ich denke wir Menschen haben noch ein paar mehr Faktoren die da mit reinspielen.– Zum einen reden wir ja.
– Wir haben Erwartungen an das Team, unsere Zukunft
– Wir denken, was könnten die anderen denken
– Statussymbole spielen eine Rolle
– Besitz und Image und Kleidung sind auch nicht zu unterschätzen
– Und manchmal geht es auch um den Stärksten.

Andere Systeme dieser Art gibt es natürlich auch.
Z.B. Familien mit Nachwuchs.
Alles hat sich gut eingespielt. Mama, Papa, Kind.
Jeder hat seinen Platz und plötzlich kommt da ein kleines Menschlein dazu. Wessen Veränderung ist hier die größten? Für wen ändert sich das System am Meisten?
Der wird am stärksten darum kämpfen, wenn er nicht unmittelbar davon profitiert.
Genauso ist es mit guten Freunden, die plötzlich einen neuen Partner haben. Oder stellen Sie sich vor, Sie holen eine zweite Katze ins Haus…. 😉
 
 
 
Was also tun, wenn Sie in ein neues System kommen?
– Gehen Sie nicht gleich mit der Schere durch und schneiden die imaginären Gummibänder durch. 😉
– Schauen Sie sich erstmal die Menschen in den System an bevor Sie wild darin rumspringen.
– Schauen Sie sich die Verbindungen an und hinterfragen Sie für sich selbst warum diese Beziehungen so aussehen wie sie eben gerade sind.
Und das dauert je nach Größe des Teams unterschiedlich lange. Ich rede da gern von der 100-Tages-Frist. Wenn sie 3 Monate beobachten, dann verstehen Sie die Vorgänge und Zusammenhänge doch deutlich besser.Warum nicht gleich alles umstülpen? Vielleicht ist gerade das erwünscht. Das kann schon sein. Es gibt sicher auch Systeme die von Grund auf neu sortiert werden müssen. Das passiert aber sowieso. Die Frage ist nur:

– Wieviel Stress möchte ich damit haben?
– Steh ich alleine da oder habe ich Unterstützung?- Wie gut sind meine Nerven?

 

Das bestehende System ist immer daran interessiert sich zu erhalten. Wenn also jemand dieses System angreift (bösartig oder gutartig – das weiß das System ja nicht), dann wird es sich verteidigen. Sie müssen also mit Gegenwehr rechnen. Und die Gegenwehr ist auch für das Team sehr anstrengend. Jede Neuigkeit muss erstmal geprüft werden.
Um dies so reibungslos wie möglich zu überstehen, ist es in erster Linie wichtig viel zu kommunizieren.– Welche Erwartungen hat der Neue?
– Welche Erwartungen hat das Team
– Gibt es Ängste?
– Was wird sich ändern?
– Wozu ist diese Änderung geplant?
– Wieviel Neues ist erwünscht? Oder soll alles so bleiben?

Mit der nötigen Kommunikation kann dieser neue Wolf im Rudel für viele schöne Neuigkeiten sorgen. Er kann sich frei entfalten und mit der Unterstützung von einem guten Team seinen Platz finden. Wenn es keine Ängste gibt, kann das Team von den neuen Ideen profitieren und die Aufregung kann sich in etwas Schönes wandeln.
Nur mit der zweiten Katze wird das nicht funktionieren. 😉

Sabine Pinisch

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1 Kommentar zu „#3 Systeme in Veränderung oder Was passiert, wenn ein neuer Wolf ins Rudel kommt.“

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