Sabine Pinisch

#6 Sei ehrlich mit dir selbst und du verstehst auch die anderen

Jedesmal, wenn mich jemand fragt, warum andere dies oder jenes tun, sage ich den einen Satz: Sei ehrlich mit dir selbst und du verstehst auch die anderen.
Das Leben, beziehungsweise unser Miteinander ist keine Einbahnstraße.

Was ist damit gemeint? Gehen wir doch einfach einmal folgenden Fragen nach:

– Wenn ich verschlossen zu anderen bin, kann ich erwarten, dass sie offen und ehrlich sind?
– Wenn ich nur nehme und nicht gebe, was passiert mit dem Gegenüber?
– Wenn ich wirklich liebevoll mit anderen umgehe, was passiert dann?

Im Grunde sind wir Menschen uns doch irgendwie ähnlich. Viele wollen z.B. Harmonie, sie wollen Gerechtigkeit, Fairness und andere schöne Dinge.
Wir erwarten es von den anderen und finden es aber nicht überall. Warum?
Klar – weil auch wir nicht zu allen fair, gerecht, offen sind. Und die Gründe dafür sind natürlich individuell und unterschiedlich.

Mal rein in Zahlen betrachtet:
– Zu wie vielen Menschen sind Sie nett, zu wie vielen nicht? in Prozent?
– Was erwarten Sie von den anderen? Wieviel Prozent sollen zu Ihnen nett sein?

Sicher hier kann man sagen, ich bin grundsätzlich zu jedem nett, der mir nett begegnet. Aber mal ganz ehrlich. Was passiert, wenn derjenige dann komische Sachen erzählt. Wenn mir seine Jacke nun gar nicht gefällt, wenn gegenüber ein scheinbar netterer Gesprächspartner auftaucht? Dann wird diese nette, offene Art plötzlich verändert….

Oft höre ich von anderen Menschen, dass ja alle anderen böse sind. Jedem anderen ist ja egal, wie es den anderen geht. Keiner kümmert sich um Kollegen. Den anderen ist es ja so egal, ob das Team funktioniert.

Ich sass erst vor kurzem in einem größeren Team, als dieses Thema aufkam. Alle waren sich komischerweise einig, dass das so ist. Da saßen 11 Mann, die erzählten, dass sie selbst gern mehr Teamgedanken hätten und dass das ja allen anderen egal ist.
Es dauerte etwas bis sie merkten, was sie da sagten. Und dann lachten wir herzlich.

Was bedeutet es aber, dass ich ehrlich mit mir selbst sein soll? 



Oft sehen wir in den Anderen unsere eigenen Stärken und Schwächen. Verhaltensweisen, die wir toll finden oder die uns stören. Uns werden also den ganzen Tag wunderbare Spiegel vorgehalten.

Das sorgt dafür, dass wir andere Menschen bewundern oder dass wir sie nicht mögen.

Hier mal die schöne Seite davon:
Wenn jemand oft an sich zweifelt, und mir Menschen beschreibt, die so toll sind, dann lasse ich ihn gern einmal aufzählen, was alles Gutes an dem Idol ist. Die guten Eigenschaften, die schönen Verhaltensweisen, usw. Danach beziehen wir diese Eigenschaften auf ihn selbst und oft ist er dem Idol schon näher als er glaubt. Denn man sieht die guten Eigenschaften nur dann, wenn man sie selbst  in sich trägt.

Die etwas anstrengendere Seite folgt nun: 
Die Menschen die mich aufregen. Das macht, zugegebener Weise, nicht ganz so viel Spaß. Auch hier gilt: ich sehe dass, was ich kenne. Eine mir unbekannte Schrift werde ich auch nicht sofort und mal nebenbei wahrnehmen können.
Und mit kennen meine ich, was ich auch in mir trage oder erfahren habe.

Ein schön plattes Beispiel: “Guck dir mal die Dicken da an, was die alles essen, kein Wunder…..” So etwas hört man oft von Menschen, die selbst ein Problem mit ihrem Gewicht haben. Jemand, dem das völlig egal ist, wird diese Menschen überhaupt nicht aus diesem Grund wahrnehmen.

Ein anderes Beispiel: “Der ist so vorlaut, der muss überall seinen Senf dazugeben, überall mischt der sich ein…” Auch hier kann man durchaus mal schauen, wo das Problem eigentlich liegt. Also ehrlich mit mir selbst sein:
– Bin ich vielleicht auch so?

– Würde ich vielleicht gern so sein?
– Möchte ich vielleicht mehr wahrgenommen werden?
– Was ist mein Problem damit?

All diese Fragen kann ich nur mir selbst stellen und nur wenn ich dann ganz ehrlich darauf antworte, finde ich die Lösung und dann wird mich dieser Mensch nicht mehr stören.
Nur ist das ehrlich-sein nicht leicht. Aus mir unerfindlichen Gründen belügen wir uns sogar selbst… Ich? nein, ich doch nicht! 😉 Da hört nicht mal jemand zu.

Doch, ich! Wer denn sonst! Wen hat es denn gestört?

Ich selbst habe das eine ganze Zeit lang “geübt”. Immer wenn mir wieder etwas bei jemandem auf die Nerven ging, habe ich geschaut, was das Problem bei mir ist.
Das hat über kurz oder lang dazu geführt, dass ich viel über mich gelernt habe und dass ich irgendwann keine Lust mehr hatte, mich über andere aufzuregen. Denn das führte unweigerlich zu “Arbeit” 😉
Ich bin auch noch lange nicht fertig aber es macht mir viel Freude dies zu üben und weiterzugeben. Denn die Spiegel hat jeder ständig vor sich. Dazu braucht man nichts kaufen – nur lernen…..

Viel Spaß beim Ausprobieren!

Sabine Pinisch

#13 Erfolg ist kein Glück

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