Sabine Pinisch

#9 Engelchen und Teufelchen auf meiner Schulter – Wer hat Recht?

Wer ist das eigentlich, wenn in meinem Kopf ein regelrechter Streit entfacht, über einfache Dinge des Alltags?

Mir geht es zum Beispiel so: Ich laufe durch die Straßen des Herbstes und sehe einen schönen Laubhaufen direkt vor mir. Da geht es los:

Irgendetwas sagt in mir: Da will ich jetzt durchlaufen und das Laub rumfliegen lassen! Und wie ich darauf zusteuere meldet sich die andere Seite:
Nein, das kannst du doch nicht machen!… Was sollen die Leute denken!

gezeichnet von Bastian P.

Und nun muss ich jetzt entscheiden wer Recht bekommt! Und möglichst schnell, sonst ist der Haufen weg und ich ärgere mich zum Schluss noch, dass ich es nicht gemacht habe.
Also schnell abwägen: Wer guckt zu? Was hab ich für Schuhe an? Könnte da was Unerwartetes im Haufen liegen? Passt alles? Also durch. So kennt man mich eben. 😉

Bei anderen Menschen geht die Diskussion sicher anders aus.

Aber was ist das, was sich da meldet? Hier hole ich mal den alten Freud hervor: Demnach gibt es drei Bewusstseinsstände in uns. Das Es, das Ich und das Über-Ich.



Und nun nehmen wir die Situation mal auseinander. Das „ES“ will durch den Laubhaufen rennen. „ES“ macht einfach, was Spass macht, es ist sozusagen der Urtrieb in uns. „ES“ hat Spass am kaputtmachen, es hat Lust auf etwas. „ES“ ist ein Teil unseres Unterbewusstseins.
Mancher mag es das Teufelchen auf unserer einen Schulter nennen.

Und dann meldet sich das Engelchen: Das könnte das „Über-Ich“ sein. Das „Über-Ich“ ist stark von der Gesellschaft beeinflusst. Es beinhaltet moralische Aspekte und eben ganz einfach, wie es auch schon heisst das „Über-Ich“. Es sieht mich von aussen. Wie werde ich von anderen wahrgenommen? Was denken die anderen? Darf man das tun?

gezeichnet von Bastian P.

Wenn es nach dem „Über-Ich“ geht, sollte man den Laubhaufen wahrscheinlich liegen lassen.

Und nun haben wir ja auch noch unser „Ich“. Das darf jetzt entscheiden, ob Engel oder Teufel gewinnt.
Wahrscheinlich wägt es bei mir den potentiellen Schaden ab und entscheidet sich im Zweifel dann doch für den Spaß diesen Laubhaufen umzurennen. Ein anderer entscheidet sicher anders. Für manche ist noch nicht einmal der Laubhaufen als Spassfaktor zu sehen.

Und so haben wir als „Ich“ wieder gut zu tun, Entscheidungen zu treffen (siehe Artikel „Entscheidungen“ und „Richtig oder Falsch„)
Das hat das „ich“ auch gelernt. Es hat gelernt, was passiert, wenn man die falschen Entscheidungen trifft. Es hat gelernt, wer wichtiger ist, Engel oder Teufel. Das ist je nach Erfahrungen von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

Und nun stellen sich interessante Fragen: Was passiert wenn das „ES“ die Überhand gewinnt? Wenn man nur auf das „ES“ hört?
Positiv betrachtet, könnte es ganz viel Spaß machen. Man macht was man will, was Spaß macht und tut überall das was man will. Vielleicht genauso, wie es auch meine Katze machen würde. Wobei ich auch da denke, dass auch sie abwägt ob sie etwas tut. Sie weiss genau, was sie nicht darf, also muss auch sie Entscheidungen treffen können. Also noch extremer. Werden aus uns dann Bestien?

Was passiert umgekehrt? Wenn wir nur auf das „Über-Ich“ hören? Wir verhalten uns dann so, wie es die Gesellschaft von uns erwartet. Besser: Wir verhalten uns, wie wir persönlich denken, dass es die Gesellschaft von uns erwartet. Wir spiegeln das, was von uns erwartet wird.
Werden wir so zu Clones? Sehen wir dann alle gleich aus? 

Zum Glück nutzen wir ja das „Ich“ und wägen die Entscheidung und damit unser Verhalten ab. Das macht unsere soziales Miteinander möglich und uns trotzdem zu interessanten Persönlichkeiten.

Interessante Artikel dazu auch:
Entscheidungen (Wie treffe ich die richtigen Entscheidungen)
Richtig oder Falsch (Was ist richtig?)

Viel Spaß beim Beobachten und danke fürs Lesen….

Sabine Pinisch

 

2 Kommentare zu „#9 Engelchen und Teufelchen auf meiner Schulter – Wer hat Recht?“

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