Sabine Pinisch

#25 Macht Fehler und lernt…

Warum haben wir alle so eine Angst Fehler zu machen? Warum kritisieren wir nicht gern? Warum mögen wir keine Kritik? 


Ganz am Anfang unseres Lebens waren Fehler toll. Sie waren niedlich, sie waren tapsig und jedem war klar, der/die Kleine kann es ja noch nicht besser.
Wenn das kleine Kerlchen die Bausteine versucht zu stapeln und große auf kleine Steine stellt oder gar auf den Kanten aufzustellen versucht, sind das die ersten Schritte gut zu werden. Das Kind lernt es, indem es Fehler macht und der Turm wieder einstürzt.Oder Mama und Papa zeigen es. Trotzdem wird es ausprobiert und erst wenn es wirklich schiefgeht, dann versucht es einen anderen Weg.
Vielleicht lernt es auch aus einem Zufall. Vielleicht gelingt es nur, weil 100x die Steine falsch sortiert waren und jetzt, das eine Mal stehen sie anders und es klappt. Juhu! Als kleine Kinder hatten wir unendlich viel Zeit auszuprobieren, zu scheitern und neu zu probieren bis es gelang.

Ab der Schulzeit war das anders. Nun wurde Wissen nicht mehr erprobt und ausprobiert sondern vermittelt. Das macht die Sache natürlich viel effektiver aber der Lerneffekt bleibt mitunter auf der Strecke. Dann heisst es oft: auswendig lernen, Prüfungen absolvieren und dann möglichst schnell wieder alles vergessen…

Jetzt kommen wir zu den Fehlern. An der Stelle haben wir nämlich blöderweise gelernt, dass Fehler schlecht sind.

Spätestens in einer Prüfung, in der wir Fehler machen, sorgt das für eine schlechte Zensur. Die schlechte Zensur führt zuerst zu Ärger in der Schule. Dann kommt eventuell der Vergleich untereinander und wir stellen fest, dass wir schlechter sind. Und spätestens zu Hause gab es noch einmal Ärger. Und dann die blöde Berichtigung – der Tag war dahin.

Paradoxer Weise hätten wir genau hier die Chance um etwas zu lernen. Das was wir falsch gemacht haben, könnte uns zum Nachdenken anregen. Es könnte uns überlegen lassen, wie es besser geht. Und dann lernen wir dieses Wissen vielleicht wirklich…
Ganz ehrlich, wer weiss noch etwas von dem ganzen auswendig gelerntem Wissen?
Aber, das was uns interessiert hat, das worüber wir uns geärgert haben, das was falsch war und was wir vielleicht dann allein herausgefunden haben, das wissen wir sicher noch.

Trotzdem bleibt die Angst vor den Fehlern.
Mit dieser Angst verhält es sich genauso wie mit der heissen Herdplatte. Wir haben gelernt, es tut weh.
Wenn wir ein paarmal Ärger hatten, weil wir Fehler gemacht haben, dann versuchen wir das zu vermeiden. Wie mit der Herdplatte. Irgendwann tat es weh. Vielleicht auch zwei oder dreimal. Dann vermeiden wir es. Und warnen alle anderen.
Deshalb mögen wir auch keine Kritik. Es war oft mit negativen Gefühlen verbunden. Mit Ärger und Stress. Und gerade für Heranwachsende ist es total blöd, nicht der Beste zu sein oder vor anderen schlechter da zu stehen.
Und genau deshalb tun wir uns auch schwer mit Kritik. Kritik tat weh und wir hatten mitunter auch keine Möglichkeit uns zu verteidigen.
Wenn wir also jemanden mögen, wollen wir ihm das auch nicht antun. Wir schonen ihn mit der Kritik.
Spaß macht Kritik immer nur dort, wo wir den anderen nicht kennen oder wenn wir ihn nicht mögen.

Und jetzt schauen Sie doch einfach mal zurück, was Sie gut gelernt haben, was hängengeblieben ist und vor allem wie Sie das gelernt haben!
Laufen klappt? Bausteine stapeln sicher auch. 😉 Aber da gibt es bestimmt auch noch anderes wo Ihnen keiner etwas vormachen kann. Wie haben Sie das gelernt?

Fehler bringen Veränderungen mit sich, sie bringen Weiterentwicklung, durch Fehler kann man lernen und besser werden. Denn nur wenn man Fehler macht, weiß man wie es besser geht und was man falsch gemacht hat.

Wie oft begegne ich Menschen, die Angst davor haben eine Entscheidung zu treffen, weil sie Angst haben, etwas falsch zu machen und sich vor dem Zeigefinger der anderen fürchten.
Das haben wir in der Schule schon so gelernt. Es begegnet uns überall. Das Internet ist voll von angestrichenen Formularen, fehlerhaften Werbeanzeigen und allen möglichen Fehlern der anderen. Viele möchten damit von sich selbst ablenken und von ihren eigenen Fehlern oder sie haben es eben auch nicht besser gelernt.

Und ganz ehrlich, würdet ihr euer Traumauto nicht kaufen, weil der Texter einen Fehler im Verkaufsprospekt gemacht hat? Das spielt keine Rolle.

Es gibt sicher auch Sachen, da sollte man keine Fehler machen. Aber da sollte man auch unterscheiden, um was für Fehler es hier geht. Gerade die sogenannten „Schusselfehler“ sind vermeidbar. Dort wissen wir es besser und machen einen Fehler, weil wir uns nicht konzentrieren oder abgelenkt sind. Vielleicht auch einfach bequem sind. Das ist sicher in den meisten Fällen nicht schlimm, aber einem Chirurgen sollte das vielleicht nicht passieren.


Mitunter ist es aber auch dringend notwendig, dass Dinge missglücken bevor sie gelingen. Ich habe es schon mit den 100 Versuchen beschrieben, die das kleine Kind braucht, bis es die Bausteine gut aufeinander gestapelt hat.
Das ist auch eine Version des Lernens. Manche Dinge probiert man ganz oft, bevor es klappt. Und dann wird der Kuchen eben fünf mal nichts, aber dann gelingt er um so besser. Oder wir fallen 43 mal hin, bevor der Handstand klappt. Oder wir versuchen es eben zehn mal, bevor wir einen neuen Kunden gewinnen können.
Es geht nicht alles gleich, auch wenn wir es noch so gut erklärt bekommen.

Und am besten lernen wir, wenn wir uns so richtig ärgern, über uns selbst. Das treibt uns an. Dann werden wir besser. Dann lernen wir etwas.
Solange wir die Fehler bei den anderen suchen, tut sich nichts.

Also, trauen Sie sich Neues zu probieren auch wenn es schief geht. Es wird nichts passieren außer dass es irgendwie weiter geht.
Ich habe auch viele Fehler gemacht und mich deshalb mächtig geärgert aber im Nachhinein kann ich sagen: Viele Fehler haben mir erst die Augen geöffnet und nach meinem Ärger gezeigt, wie es besser geht.
Und auch Kritik tut erstmal weh. Wenn man dann aber mal schaut, was wirklich dran ist und sich aufgehört hat zu ärgern, dann kann man besser werden.

Viel Erfolg!

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