Sabine Pinisch

#8 Mobbing – mal andersrum betrachtet

Mobbing ist böse, für den der gemobbt wird. Aber was geht eigentlich in dem Mobber vor? Ist er einfach nur böse, oder ärgert er gern Leute? Oder ist er auch ein Opfer?

Bild gezeichnet von Bastian P.

Die Fragen habe ich mir auch oft gestellt. Und da dieses Thema leider immer wieder in Firmen vorkommt, werde ich damit auch von allen Seiten immer wieder konfrontiert.

Was ist eigentlich Mobbing? Mobbing ist, wenn eine Person ganz gezielt versucht, eine andere Person aus dem Unternehmen zu drängen. Es hat also nichts mit den bekannten persönlichen Sticheleien, Rangeleien, Gruppenbildung, etc. zu tun.

Ich möchte mit dem Artikel auf keinen Fall irgendetwas entschuldigen sondern, gerade für Unternehmer oder auch Menschen die gemobbt werden, gern einmal die Augen öffnen, warum es zu so etwas kommen kann, was es bewirkt und wie man damit umgehen kann.

Die Person, die mobbt, hat einen Grund, warum sie das tut. Dieser Grund liegt natürlich in ihr selbst aber wenn man ihn versteht, kann man mitunter viel besser damit umgehen.
Da ich vor vielen Jahren selbst auch einmal ein sogenanntes Mobbing Opfer war, konnte ich die Situation auch von beiden Seiten gut beobachten.

Bild gezeichnet von Bastian P.

Stellen Sie sich vor: Ein junger Mann ist in einem großen Unternehmen beschäftigt. Es gibt die typischen Hierarchien und jeder möchte gern seinen Platz finden. Er hat ein gutes Gehalt und möchte damit seine Familie ernähren.
Nun kommt eine junge Frau ins Team und versteht sich prima mit dem Chef. Sie macht beträchtliche Fortschritte und lernt schnell. Mit den Mitarbeitern versteht sie sich gut und ihr gehen die Dinge leicht von der Hand.
Der junge Mann kann hier seine Position bedroht sehen. Nun gibt es wieder solche und solche. Hier ein paar Möglichkeiten:

  • Der eine arrangiert sich und macht das Beste draus – zieht sich vielleicht zurück.
  • Der zweite geht offen mit der Situation um redet mit der Kollegin und man arbeitet jeder gemeinsam nach seinen Stärken.
  • Ein dritter fühlt sich in seiner Ehre gekratzt und/oder bekommt Angst um seinen Arbeitsplatz – er hat Angst um seine Existenz.
Wenn Sie so einen wie im dritten Beispiel im Unternehmen haben, dann kann folgendes passieren. Dieser Mensch sieht diesen Arbeitsplatz als mehr als nur einen Arbeitsplatz. Für ihn ist das vielleicht seine Existenz. Er wird also darum viel mehr kämpfen, als eigentlich nötig. Er hat schlichtweg Angst.
Bild gezeichnet von Bastian P.

Und was passiert, wenn wir Angst haben, dass weiss jeder. Die Entscheidungen sind zum Teil irrational und nicht mehr unbedingt sachlich, weil ein anderer Teil unseres Gehirns dann zuschaltet.

Er wird kämpfen und das äußert sich dann so, wie wir Mobbing kennen. Jede Gelegenheit die sich ihm bietet wird benutzt um den Störenfried loszuwerden. Denn erst wenn der weg ist, wird sich die Situation für ihn entschärfen.

Nun muss er natürlich auch aufpassen keine Fehler zu machen, denn sonst wäre sein eigener Platz ja wieder in Gefahr. Er wird es also subtil anstellen und Fehler des anderen suchen.

Jetzt können Sie sich sicherlich vorstellen, wie viel produktive Arbeitszeit dafür verwendet wird. Ich würde fast behaupten der größte Teil der Zeit.
Also was dagegen tun?
  • Zum einen ist es wichtig für die Mitarbeiter da zu sein, ein offenes Ohr für sie zu haben.
  • Wenn es Ängste gibt, sollte man darüber reden und diese auf keinen Fall unter den Tisch kehren
  • Ein faires, ehrliches und offenes Klima schafft wenig Raum für Mobbing
  • klare Strukturen und eine gute Aufgabenverteilung beugt dem auch vor.
Und wenn es einmal so weit ist, dann hilft auch nur darüber zu sprechen. Die Ängste abzubauen und die gemobbte Person zu unterstützen.
Vielen Dank fürs Lesen!
Sabine Pinisch

 

 

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